Gegenwärtig erreichen uns Anfragen, weil an verschiedenen Gewässern vermehrt tote Weißfische am Ufer antreiben. Dieses „Fischsterben“ ist zu dieser Jahreszeit ein eher regelmäßiges Ereignis, das lediglich in seiner Ausprägung variiert. Für die Fische bedeutet das Frühjahr in mehrfacher Hinsicht massiven Stress. Ende April/Anfang Mai steht bei Plötze, Güster und Blei die Laichzeit an. Wenn sich Massen von Fischen in den Uferbereichen versammeln und in einer mehrtägigen „Orgie“ Millionen von Fischeiern abgelegt und befruchtet werden, geht es entsprechend turbulent zu. Schon das laute Plätschern im Schilfgürtel verrät, dass es dort gerade ordentlich zur Sache geht.
Insbesondere gefiederte Fischliebhaber kommen zu dieser Zeit voll auf ihre Kosten. Vielfach werden Fische nur angehackt und entwischen wieder im Gewimmel. Andere Fische wurden bereits während des eisfreien Winters bei der Jagd durch Kormoranschwärme verletzt. Solche Verletzungen sind immer auch Eintrittspforten für verschiedene Infektionen. Äußerlich sichtbar sind die fehlenden Schuppen, Hautverletzungen, Entzündungen und vielfach bereits verpilzten Stellen bei genauerem Hinsehen auch für das ungeschulte Auge sowohl im Video als auch im Foto.
Derart verletzte Fische haben bei den gegenwärtigen Wassertemperaturen nur geringe Überlebenschancen. Das Immunsystem der wechselwarmen Fische arbeitet erst ab ca. 16°C halbwegs effektiv. Gleiches gilt für die Heilungsprozesse im Gewebe. Sie verlieren deshalb den Wettlauf gegen die aufsattelnden Parasiten/Erreger und verenden.
Weil die zahlreichen Fisch fressenden Tierarten am und im Gewässer derzeit gar nicht mit dem Fressen hinterher kommen, bleibt ein Teil der verendeten Fische liegen, treibt an Land und zersetzt sich dort. Kein schöner Anblick, aber letztlich doch einfach nur Natur.
Der Umstand, dass es sich bei den derzeit aufgefundenen Fischen nahezu ausschließlich um Weißfische der Arten Plötze, Blei und Güster handelt, spricht gegen andere Ursachen wie z.B. Gewässerverunreinigungen, Sauerstoffmangel oder Ähnliches. Denn darauf würden Arten wie Zander oder Flussbarsch eher und empfindlicher reagieren. Sie tauchen aber unter den gegenwärtig dokumentierten Opfern zum Glück nicht auf.
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